2023

Kunst und Empowerment

 

13 Jugendliche, die das Projekt an unterschiedlichen Stellen mitgedacht, mitgetragen, mitgestaltet und mitentwickelt haben. Havere Morina, Hossam Abdulhalim, Jameela Meerajdin, Norea Jahn, Sweidan Abdulaziz, Robina Karimi, Hrochucki Simonyon, Mohammed Adam Abena Mohamed, Nadja Wolff, Hussainkhan Wahed, Friedericke Stricker, Angelique Hipke und Lehaz Aldarf.

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

Projektbeschreibung

Kunst und Empowerment ist ein Folgeprojekt von einer Serie an Formaten, die gemeinsam mit Jugendlichen durchgeführt und immer wieder weiterentwickelt wurden. So haben wir als Team vor der Antragstellung den Prozess gemeinsam gestaltet und im Austausch mit den Jugendlichen die Formate und Themen festgelegt.  Nach dem Abschluss des letzten Projektes haben die Jugendlichen sich gewünscht unterschiedliche Lebenswelten von jungen Menschen in Berlin zu untersuchen. Wir haben 7 Themen rausgesucht, haben für jede Ausgabe junge Aktivist*innen eingeladen oder sie haben sich aus der Gruppe heraus gemeldet, einen interaktiven und kreativen Input zum Thema zu gestalten. Hier konnten sich auch Jugendliche ausprobieren, die noch nicht so viel Erfahrung darin hatten und wurden durch die künstlerische Leitung intensiv vorbereitet und begleitet, falls gewünscht. 

Bei den 7 Veranstaltungen im GRIPS Podewil waren im Durschnitt 25 Menschen anwesend. Der erste Teil war der oben beschriebene Input von Aktivist*innen und wir sind folgenden Fragen nachgegangen:

„Was haben all diese unterschiedlichen Diskriminierungsformen mit mir zu tun und wie möchten wir als Jugendlichen damit umgehen? Welches Kunstmittel ist außerhalb des Sprechens empowernd und geeignet um mit anderen über die eigenen Erfahrungen auszutauschen? Wie können wir uns gegenseitig darin unterstützen?“

Im zweiten Teil der Veranstaltung gab es immer eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema. Neben der Frage, wie können wir dieses Thema künstlerisch in die Welt tragen, bewegte uns natürlich auch das Mittel Kunst als Zugang zu komplexen Themen für junge Menschen, die selbst von Klassismus, Rassismus oder Ableismus betroffen sind. Menschen für die das Sprechen in einer großen Gruppe oder Themen auf Moderationskarten zu sammeln herausfordernd ist. Menschen, für die sofort negative Zuschreibungen aus der Schule von „nicht können/nicht genug wissen“ hochkommen, wie können wir hier auch Kunst als Zugang zu diesen Themen nutzen. Wir haben in den verschiedenen Ausgaben verschiedene Kunstformen zu den Themen ausprobiert u.a.: Musik, Forumtheater, Planspiel, kreatives Schreiben, Quizgame, Theater, Film und Fotos und verschiedene Methoden des Theater der Unterdrückten angewandt, um einen möglichst inklusiven Zugang zu sichern und sich zeitgleich durch die unterschiedlichen Kunstform über das Thema zu ermächtigen. 

Beim letzten Teil des Abends sind sich viele näher gekommen, wir haben uns ausgetauscht, und vernetzt, uns angefreundet, weitere Ideen und Gedanken zum Thema aber auch zum Format ausgetauscht.  

Kunst und Empowerment ist ein Ort der Non-formale Bildung, an dem man sich eine heterogene Gruppe an jungen Menschen regelmäßig zusammenfindet, Ideen spinnt, sie bauen Netzwerke aus und lernen künstlerisch und solidarisch zusammen. Das Projekt schafft eine Plattform sowie Austausch- und Beteiligungsmöglichkeiten für von struktureller Diskriminierung betroffene junge Menschen. Es bietet einen Raum für Ausdruck und Empowerment. Gleichzeitig werden auch privilegierte Verbündete ermutigt, Kritik an diskriminierenden Strukturen inhaltlich fundiert und künstlerisch zu äußern. 

Auch die Nachfolge des Projektes wird von den Teilnehmenden bestimmt. Denn wie die Jugendlichen ihr eigenes Empowerment gestalten, liegt in ihrer Hand. Echte Partizipation und Teilhabe kann auch strukturell ermöglicht werden, somit wollen wir gemeinsam unsere demokratische, künstlerische und selbstwirksame Projektstruktur weiter ausbauen.

  1. SEPTEMBER 2022
    BERLIN – eine (anti-)koloniale Stadt!?

Wo finden wir bis heute koloniale Spuren in Berlin und wieviel Wirkungsmacht hat die Kolonialzeit immer noch?

  1. OKTOBER 2022
    Muslimische Jugend in Berlin
    Ein Einblick in die Lebensrealität zwischen antimuslimischen Rassismus und aktivistische Zusammenschlüsse.
  2. NOVEMBER 2022
    Berlin ein Zuhause für alle?
    Obdachlose Jugendliche auf den Straßen Berlins berichten von ihrer Lebensrealität.
  3. MÄRZ 2023
    Rechte Strukturen in unserer Stadt
    Wie schützt Berlin ihre Jugendlichen vor einem Attentat wie in Hanau?
  4. APRIL 2023
    Berlin – Solidarität ohne Grenzen?

    Der Aktivismus von und mit geflüchteten Jugendlichen.
  5. MAI 2023
    Berlin – Da kannste sein wie de willst?

    Ein Abend zu Kritik an Körper- und Schönheitsidealen mit dem Blick auf den Zusammenhang von Kolonialismus.
  6. JUNI 2023
    BERLIN – Arm aber Sexy

    Wie sexy ist es tatsächlich arm zu sein? Ein Abend zum Thema Klassismus.

Besonderheiten des Projektes 

Das Projekt ist nicht nur für junge Menschen, sondern auch von jungen Menschen. Es sieht sie als Expert*innen und bezahlt sie unbürokratisch über eine Aufwandsentschädigung für ihren Beitrag und Input. Es geht nicht davon aus, dass junge Menschen, nur weil sie jung sind ihre Expertise und ihr Wissen kostenlos dem Projekt zur Verfügung stellt. Partizipation heißt Ressourcen aufzuteilen und diese auch den Jugendlichen zukommen zu lassen. Partizipation heißt für uns auch die Zeit anzuerkennen, die sie in dem Projekt aktiv sind. 

Besonders ist auch, dass die Inhalte und Formate von den Jugendlichen ausgesucht wurden. Wir suchten darauf hin junge Aktivist*innen, die über die gewählten Themen sprechen, oder dass manche Themen von den Jugendlichen selbst gestalten wurden. 

Für alle war es besonders, dass in diesem Format unterschiedliche Diskriminierungsformen besprochen wurden, dass ein Bewusstsein über Mehrfachdiskriminierung entstanden ist. Dass sich junge Menschen auch mit ihnen noch nicht bekannten Diskriminierungsformen auseinandergesetzt haben. 

Es war immer wieder besonders wenn der Raum mehrheitlich von BiPOC aufgesucht und genutzt wurde und somit meist ein safer space entstanden ist, und dennoch auch die Lernerfahrung für weiß positionierte Menschen möglich war. 

Für uns ist es ganz speziell, dass aus diesem Format ein neues anderes Projekt entstanden ist. Die „Young Activist Academy” in der unterschiedliche Aktivist*innen zusammenkommen, sich vernetzten und in Lobby und Presse und Aktivist*innenarbeit weitergebildet werden. 

Projektumsetzung

Es gab Vorbereitungs- und Nachbesprechungstermine zu jeder Ausgabe mit den Menschen, welche sich aktiv in die Projektarbeit einbringen wollten und dafür auch geldlich honoriert wurden. Expert*innen, werden für die einzelnen Veranstaltungen angefragt. ÖA wird besprochen und Werbung gemacht, damit das Format auch immer offen bleibt für neue Teilnehmenden. Die Jugendlichen haben selbstbestimmt entschieden, wieviel sie an welchen Terminen übernehmen wollen und welche Aufgaben für sie spannend ist. Die Zusammensetzung der Teams war deswegen immer unterschiedlich. 

Die Veranstaltung selbst haben donnerstags von 17-max. 21 Uhr stattgefunden. Es war immer eine Mischung aus Peer Kreativ-Input und künstlerischen Ausprobieren, um die eigenen Ideen umzusetzen und Reflexion, Austausch und Empowerment zu den unterschiedlichen Diskriminierungsformen anzuregen.

Es ist ein Projekt der GRIPS Werke e.V. und Jugendliche ohne Grenzen, in Kooperation mit dem GRIPS Theater und dem Bundesfachverband für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. 

Die 7 Veranstaltungen waren Spielplan des GRIPS Theaters im Rahmen des Wilden Palais im Foyer des Podewils fest verankert. 

Besonderheiten des Projektes 

Dass es ein Raum ist, der schon über mehrere Jahre Beziehungsarbeit aufgebaut wurde. Der von den Jugendlichen selbst gestaltet wird und dies auch im Rückblick inzwischen sehr aktiv und kritisch. Dass die Teilnehmenden inzwischen bestimmten Referent*innen konkretes Feedback geben, was sie gut finden, was sie problematisch finden. Dass sie den Raum als ihr Raum begreifen und diesen gestalten und auch Kritik, schwierige Aussagen oder Methoden, benennen können und klar formulieren, wo ihre Grenze liegt. 

Dass es ein offenes Format ist und es dennoch ein Ort ist an den die Menschen immer wieder gerne zurückkehren. 

Instagram: https://www.instagram.com/kunst.und.empowerment/

Künstlerische Leitung: Ellen Uhrhan und Mohammed Jouni